MTK   |   Onlinepublikationen   |   B11 Sonderforschungsbereich 933 der DFG: Materiale Textkulturen.
Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften
 
 

Datenpublikation musiktheoretischer Texte

Teilprojektnummer

B11

Teilprojekt B11
des SFB933

Materiale Formierungen musiktheoretischer Konzepte: Praxeologie eines Fachschrifttums im ausgehenden Mittelalter

Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter

Beschreibung

Institution

Universität Heidelberg: Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften (ZEGK): Musikwissenschaftliches Seminar

Schlagworte

Musik; Musiktheorie; Diagramme; Frühe Neuzeit; Mittelalter; Praxeologie; Handschriften; Unterricht; Musiklehre

Das Projekt untersucht in der Überlieferung musiktheoretischer Texte an der Wende vom Spätmittelalter zur frühen Neuzeit die inhaltliche Konstitution, materiale Gestaltung und praktische Verwendung von Handschriften (und auch frühen Drucken): Wie wird theoretisches Wissen über Musik materiell präsentiert, um effizient vermittelbar zu sein, und welche Auswirkungen haben die Praktiken der Weitergabe auf die Textträger und Inhalte selbst?

Derartiges Fachschrifttum diente häufig didaktischen Zwecken (universitärem Lehrbetrieb, Klerikerausbildung oder Schulunterricht), so dass sich daran die Mechanismen und Inhalte der disziplinären Wissensvermittlung analysieren lassen, insbesondere der Einsatz von unterschiedlichen medialen Elementen (Schrift, Notentext, Diagramme) und Rezeptionspraktiken im Bereich der Aneignung und Personalisierung des Geschriebenen durch die Akteure (z.B. Lektüre, Annotation, Bearbeitung, Kompilation).

Zur Zeit sind als Pilotprojekt 4 bearbeitete Handschriften bzw. -auszüge zugänglich. Diese Plattform wurde am 8. Dezember 2018 in einer ersten Version freigeschaltet und befindet sich weiterhin im Aufbau.

Die Bearbeitung der zuerst bereitgestellten Handschriftenbeispiele konzentriert sich auf Diagramme. Sie sind ein essentieller Teil der Musiklehre. Wie in den anderen quadrivialen Disziplinen dienten Diagramme in der Musik zur Vermittlung der Grundlagen, z. B. der Proportionsverhältnisse oder des Tonsystems. Durch den Übertrag von Tonrelationen auf Raumrelationen wurde es möglich etwas sichtbar zu machen, was noch bei Isidor als unmöglich beschrieben wurde: Das Hörbare auf Papier zu bringen. Allzu häufig werden Diagramme trotzdem als Beiwerk zum Text betrachtet und nicht als essentieller Teil der Handschrift gesehen, dabei sind sie in weitverbreiteten Schriften wie der musica enchiriades oder Johannes de Muris‘ Musica speculativa eines der wesentlichen Elemente zum Verständnis der Lehre.

Diagramme haben im Gegensatz zu Texten jedoch einen erheblichen Nachteil: Sie sind nicht sequenziell. Verfügbare Textdatenbanken (s. Thesaurus musicarum latinarum und Lexicon musicum Latinum medii aevi) bieten Möglichkeiten, Texte und Konkordanzen zwischen einzelnen Traktaten zu vergleichen. Der Vergleich von Diagrammen ist allerdings wegen ihrer noch weitgehend ausstehenden systematischen Verzeichnung und des Fehlens etablierter Beschreibungskriterien bislang nur sehr begrenzt möglich.

Diese Plattform bietet die Möglichkeit, Diagramme und Notenbeispiele der im Korpus befindlichen Handschriften zu vergleichen. Diagramme einer oder mehrerer Handschriften lassen sich anhand von Schlagworten sortieren und somit gegenüberstellen. Hieraus lassen sich Verwandtschaften und Entwicklungslinien erkennen. Diagramme werde auf diese Weise aus ihrer isolierten Betrachtung geholt.

Die Verwendung von Diagrammen ist im Wesentlichen abhängig von den materialen Eigenschaften einer Handschrift. Beim Schreiben müssen beispielsweise gezielt Raum gelassen werden, um Diagramme nachtragen zu können. Diagramme und Handschriften erscheinen deshalb als Digitalisate der Originalhandschriften. Erst mit einem Blick auf die ganze Seite lässt sich erschließen, warum eine bestimmte Darstellung gewählt wurde.

 

Seitenbeschreibung

Rubrik: Handschriften

Jede Handschrift erhält eine Kurzbeschreibung. Sie enthält neben der Erläuterung des Inhalts kodikologische Informationen (Format, Lagenzählung, Beschreibstoff, ggf. Wasserzeichen), paläographische Informationen (Schreiber, Schrift), eine Datierung, Lokalisierung und ggf. Hinweise auf den Nutzungskontext sowie nennenswerte Besonderheiten. Literaturangaben zu den Handschriften können hier gefunden werden.

Auf der Handschrift wurden mit „Formen“ (Umrandungen in orange und grün) Diagramme, Notenbeispiele und Textblöcke nachgezeichnet.

Handschriften werden nicht immer als Volldigitalisate widergegeben. Bei einigen Handschriften werden auch nur die Seiten angezeigt, welche Diagramme und Notenbeispiele tragen.

Rubrik: Diagramme

Die ausgezeichneten Diagramme und Notenbeispiele können im Reiter Diagramme gefiltert werden. Zur Verfügung stehen die Filter: Handschrift, Kategorie (Diagramm, Notenbeispielen) und drei getrennten Listen von Unterkategorien (Inhalt, Beschreibung, Technik).

Diagramme: Jedes Diagramm erhält eine Bild-ID, einen „sprechenden Titel“, eine Liste von Unterkategorien, eine Transkription und einen Kommentar des Bearbeiters, in dem die wesentlichen Bestandteile des Diagramms beschrieben werden. Die verwendete Literatur findet sich in den Quellenangaben zu den Handschriften im Reiter „Handschrift“.

Transkriptionen wurden möglichst nahe am Original belassen. Eine Normalisierung findet nicht statt. Abbreviaturen wurden hingegen aufgelöst. Zeilengrenzen werden durch „\\“ wiedergegeben. Das b quadratum wird durch „[h]“, das b molle durch „b“ dargestellt.

Die Originalabbildung erscheint in dem rechten Fenster. Beim Anklicken der Abbildung werden die gesamte Seite und die Bildrechte angezeigt. Die neugeöffneten Fenster können durch Anklicken der Schaltfläche „bewegen“ beliebig verschoben werden. Die Fenster können über den Schieberegler rechts unten vergrößert und verkleinert werden.

Notenbeispiele: Jedes Notenbeispiel erhält eine Bild-ID, einen „sprechenden Titel“, wenn möglich eine Transkription des Textes und einen Kommentar des Bearbeiters. Zusätzlich zur Originalabbildung wurde jedes Beispiel transkribiert und als MEI-Datei (Music Encoding Initiative, Version 3.0.0: https://music-encoding.org) umgesetzt, die über das MEI-Symbol heruntergeladen werden kann.

Rubrik: Bildpublikation

Alle auf der Plattform verwendeten Bilddaten der verwendeten Digitalisate können hier eingesehen werden. Die hier öffnenden Fenster können wie unter „Diagramme“ beschrieben geöffnet und bewegt werden.

Daten
  • Sauer, Hein, 2019, "Datenpublikation zu materialen Formierungen musiktheoretischer Konzepte: Praxeologie eines Fachschrifttums im ausgehenden Mittelalter", https://doi.org/10.11588/data/MM6ZGU, heiDATA, V1
Kontakt

Universität Heidelberg
Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften (ZEGK):
Musikwissenschaftliches Seminar

Prof. Dr. Inga Mai Groote

Telefon: zu klären
Marstallhof 4, 69117 Heidelberg

E-Mail: ingamai.groote@uzh.ch

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